Alexander Ruhe: Der Jahrhundertsturm vom 15.Februar 1833. November 2014

Ein Artikel aus der Reihe: Frankfurter Zeitungs-Archäologie

"Jahrhundertsturm", mit solchen Superlativen war man damals noch nicht so schnell zur Hand, außerdem konnten sich noch viele an den Sturm erinnern, der über Heiligabend und die Weihnachtsfeiertage 1822 Europa fest im Griff hatte. Aber es gab 1833  wesentlich mehr Zeitungen in Deutschland, als noch elf Jahre zuvor, so dass die Journalisten nun auch über Stürme berichteten. Und sie berichteten, und da (fast) jede deutsche und auch viele ausländische Zeitungen einen Korrespondenten in der Bundestagsstadt Frankfurt sitzen hatte, berichteten diese nun auch über den Sturm in Frankfurt; Frankfurt wurde zur deutschen Sturmhauptstadt

Nachdem schon Anfang Februar 1833 eine furchtbare Sturmflut an der Nordsee getobt hatte, setzte am 12.Februar schon wieder ein Sturm ein und hielt West- und Mitteleuropa für die nächsten vier Tage im Griff. Am 15.Februar weitete sich der Sturm zu einem von Hagel begleiteten Orkan aus, der von der französischen Atlantikküste, über Südengland, die Niederlande, über den Schwarzwald, bis nach Berlin und München hinreichte. Überall entwurzelte der Sturm Bäume, alleine im Frankfurter Stadtwald 14.000, in Paris - auch eine Stadt mit vielen Korrespondenten - gab es starke Zerstörungen am Louvre, in Le Havre, wo der Sturm wohl am heftigsten wütete, wurden die Befestigungen zerstört und der Wind blies die Erde unter den Kanonen fort, ja sogar die Bleischindeln der Kathedrale wurden vom Wind aufgerollt. Besonders verheerend wirkte der Sturm allerdings auf dem Meer; auf der Schelde gingen etliche und im Kanal noch mehr Schiffe verloren, alleine vor der Themsemündung gingen 39 Schiffe durch Schiffbruch verloren und wahrscheinlich verloren auch hunderte von Seeleuten ihr Leben. Auch in Mainz gab es Tote untern anderen einen Metzger, der während des Sturmes versucht hatte, mit Kälbern an Bord in einem Kahn über den Rhein zu rudern. Auch in Ruhrort ertranken fünf Menschen, als ihr Boot vom Sturm umgekippt wurde. In Frankfurt blies der Wind, wie überall, viele  Schieferschindeln von den Dächern, der aufgewühlte Main hüllte die Ufer rechts und links in einen dichten Gischtnebel, das Dach der noch ziemlich neuen Stadtbibliothek (heute Literaturhaus) nahm er gleich ganz mit . Etliche Scheiben wurden eingedrückt, viele Schornsteine stürzten ein und alleine 15 Kirchturm-Kreuze wurden in Frankfurt heruntergerissen, aber zumindest gab es hier keine Menschen zu beklagen. Anders als in Darmstadt, dort wurden zwei Wachsoldaten in ihren Schildhäuschen vom Sturm erfasst und samt Häuschen dutzende von Metern durch die Luft gewirbelt, beide wurden schwer verletzt. In Würzburg wirkte der Sturm noch verheerend, bei  Kreuznach und in Nauheim (beide heute Bad) wurden Gradierwerke der Salinen zerstört, in Berlin und München war er auch noch zu spüren, ohne dort aber noch Schäden anzurichten.

Das größte Opfer des Sturms war aber sicherlich (heute Bad) Frankenhausen in Thüringen. In Frankenhausen blies der Sturm ein Licht um und setzte damit das Fachwerkstädtchen in Brand. Die gerade erst im Jahr zuvor gegründete Feuerwehr hatte gegen diesen Wind keine Chance und so brannte mit 168 Häusern die Hälfe der Stadt nieder .

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