Ein Artikel aus der Reihe: Frankfurter Zeitungs-Archäologie
Unter ähnlich hohem öffentlichen Druck wie heute IOC-Präsident Thomas Bach (gerade im Moment finden die stark kritisierten olympischen Winterspiele in China statt), stand auch schon sein Vorgänger Pierre de Coubertin. Zwar war es diesem gelungen, erfolgreiche erste olympische Spiele 1896 in Athen zu inszenieren, die Olympiaden 1900 in Paris und 1904 in St.Louis waren aber eher Begleitveranstaltungen zu den gleichzeitig stattfindenden Weltausstellungen dort und blieben sehr im Schatten dieser Großevents zurück.
Das gekränkte Athen, das die Spiele eigentlich für immer beherbergen wollte und das auch alle zwei, nicht nur alle vier Jahre, rief deshalb für 1906 erneut zu Spielen in Athen auf, die auch wieder ein großer Erfolg wurden und heute oft als ein Retter der olympischen Idee angesehen werden, der Einmarsch der Nationen z.B. wurde damals zum ersten Mal inszeniert. Die nach dem Verzicht Roms auf die Schnelle organisieren olympischen Spiele von 1908 in London fanden wieder parallel zu einer internationalen Messe statt, in deren Organisationskomitee de Coubertin sogar saß, so dass die Idee einer permanenten Olympiastadt Athen immer populärer wurde. 1910 hatten wieder Spiele in Athen stattfinden sollen, denen kamen aber Querelen auf dem Balkan in die Quere, so dass man sich in Frankfurt berufen fühlte, zu übernehmen.
Wohl nicht ganz zufällig eine Woche, bevor das IOC sich für Berlin als Austragungsort für die Olympiade 1916 entschied, tauchten im Mai 1911 in Frankfurts Zeitungen Pläne auf, die Olympiade von 1914 an alle vier Jahre in Frankfurt stattfinden zu lassen, man wäre Berlin also zuvor gekommen! Dazu fehlten aber in Frankfurt die nötigen Sportstätten, aber die sollten nun errichtet werden. Ein Stadion für 50.000 Besucher und verschiedene andere Arenen sollten im Stadtwald, nahe dem Forsthaus, gebaut werden. Für den Stadionbau veranschlagte man eine Million Mark (ca. 300 Kilo Gold) und für die Organisation der Spiele eine zweite Million, aber diese Kosten kämen alleine schon durch die Vermietung des Stadions, für große Freilichttheateraufführungen z.B., spielend wieder herein und die Offiziellen der Stadt Frankfurt stünden der Sache auch positiv gegenüber - dachte man sich! Aber das offizielle Frankfurt hatte gerade erst eine Universität gegründet und einen teueren Luftschiffflughafen am Rebstock errichtet (dort hatte die Frankfurter Handelskammer schon 1897 ein Olympia-Gelände bauen wollen), für ein drittes Großprojekt gab es da wohl kein Geld mehr und die Olympiade 1914 fand nicht in Frankfurt statt. Sie hätte das letzte internationale Großereignis vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges werden können.
Trotzdem wurde im Frühjahr 1914 eine große Sportanlage, die sogar "Stadion" genannt wurde, östlich der Festhalle eingeweiht, aber schon sehr bald exerzierten da Frankfurts Rekruten und übten das Anlegen von Schützengräben. Nach dem Krieg wurde diese Fläche dann mit Messegebäuden überbaut, u.a. dem Werkbundhaus.
Dafür kam aber dann die Olympiade 1925 nach Frankfurt! Das Stadion mit seinen es umgebenden Sportstätten war nach dem Ersten Weltkrieg dann doch gebaut worden, jetzt im Stadtwald, und angeschaut von 450.000 Zuschauern, maßen sich 3000 Sportler im friedlichen Wettstreit - ohne Fahnen und Nationalhymnen! Nachdem das weiterhin von Coubertin geführte IOC zu den Olympiaden 1920 und 1924 keine deutschen Sportler zugelassen hatte, wirkte das Herausnehmen des Nationalismus aus dem Sport auf weite Kreise befreiend - zumindest in Deutschland. Und anders als bei den IOC-Olympiaden bis dahin, dürften Frauen in Frankfurt in allen Sportarten antreten, auch in den athletischen.
Wenn diese 1.Arbeiterolympiade auch für Frankfurt ein einmaliges Ereignis blieb, Berlin ist man mit Hitlers Olympiade von 1936 dann doch zuvorgekommen!