Ein Artikel aus der Reihe: Frankfurter Zeitungs-Archäologie
1838 und 1839 wurde in deutschen Fachzeitschriften ein Novum beworben, eine Kaffeemaschine, die auch gleichzeitig Milch aufkochte und das für billig Geld. Für uns heute, die wir immer und überall Zugang zu einem heißen Kaffee haben, morgens gleich nach dem Aufstehen, im Büro, ja sogar auf der Straße, klingt das vielleicht ein bißchen banal, war es aber damals ganz bestimmt nicht. Die Welt war in den 1830ern eine kältere! Geheizt und gekocht wurde damals noch nicht - oder zumindest kaum - mit der hochenergetischen Steinkohle aus dem Ruhrgebiet, sondern mit Holz aus dem Stadtwald oder dem Spessart. So ein Holzofen war deutlich größer als die späteren Kohleöfen und wurde mit dem teuren Holz auf keinen Fall angeheizt um mal schnell einen halben Liter Wasser heiß zu machen. Falls man denn überhaupt über solch einen Ofen verfügte, denn es wurde damals bei Weitem noch nicht alle Zimmer beheizt. Die meisten Zimmer waren unbeheizte "Kammern", nur die "Stube" und die Küche waren in der Regel bei den einfachen Leuten beheizt und über eine regelrechte Küche verfügten eigentlich nur die besseren Leute, die anderen kochten ihre Suppe und ihre Kartoffeln auf einer Gemeinschaftsfeuerstelle im Treppenhaus oder sie kochten gar nicht. Mit einer Verbesserung des Brennverfahrens, war um 1820 Spiritus erstmals preisgünstiger geworden und die ersten Spiritusbrenner waren aufgekommen, so auch diese Kaffeemaschine.
Zu den Zeiten der Kontinentalsperre Napoleons war Kaffee ein unerschwingliches Luxusgut gewesen, nach dem Ende dieser Sperre aber, bauten die Niederländer ihr ostindisches Kolonialreich aus und ließen dort im großen Stil Kaffee anbauen, der dadurch in Europa erschwinglicher wurde. So konnten sich jetzt auch kleine Ladeninhaber ("Krämer") und kaufmännische Angestellte ("Commis") Kaffee leisten, bloß das Kochen blieb ein Problem. Aber da half Herr Koch Junior aus Frankfurt. Dieser hatte eine Kaffeemaschine entwickelt, die man vielleicht als einen Vorläufer der heute populären italienischen Espresso-Maschinen ansehen kann, bloß das Kochs Apparat auch gleich noch die Milch gekocht hat.
In die kleine Schale (Figur 4) wurde eine genau für zwei bis acht Tassen Kaffee abgemessene Menge Spiritus gefüllt, dann das Wassergefäß (Figur 3) darüber, das Schutzblech (Figur 2) und der Behälter für den fertigen Kaffee und das gemahlene Kaffeepulver (Figur 5), damit dieses Gefäß nicht durchglühen konnte, aus Messing, während der Rest alles aus Eisenblech gefertigt war und zur Krönung ganz nach oben, ein Milchkännchen (Figur 1).
Für diese Maschine, mit der man sich auch im Büro einen preisgünstigen Kaffee brühen konnte, musste man allerdings für das Zweitassengerät 2 und für das Achttassengerät 4 Taler hinlegen. Vier Taler entsprechen 5 Gramm Gold und das wiederum entspricht heute ca.275,-€. Allerdings entsprechen 275,-€ heute in etwa dem Tageslohn eines Facharbeiters, damals musste so jemand fünf bis sechs Tage für diesen Betrag arbeiten. Arbeit war früher billiger, Waren teurer. Weshalb Facharbeiter sich wohl damals nicht solch eine Maschine gekauft haben, sondern weiter Bier tranken, um warm zu bleiben.