Alexander Ruhe: Unterartikel
zu: 1826 - Großrazzia im Frankfurter Stadtwald. Der Menschenschinder
Gravelius. August 2021
Ein Artikel aus der Reihe:
Frankfurter Zeitungs-Archäologie
Schon seit einer Reihe von Jahren arbeitete 1824 bei der Frankfurter
Polizei ein stadtbekannter Sadist, der Polizeiaktuar Johann Gravelius. Da
Gravelius aber schlau genug war, seine Neigungen nur an Auswärtigen auszuleben,
sah man in Frankfurt darüber hinweg. Wegen geringfügiger Anlässe, ließ er sich zum
Beispiel Handwerkergesellen vorführen, die er dann in einer Zelle mit einer mit
Bleikugeln beschwerten Peitsche, einer Knute, malträtierte und sie nach dieser
Behandlung kurzerhand aus der Stadt hinauswerfen ließ, wo die derart gefolterten
dann mit aufgerissenen Rücken und oft auch gebrochenen Rippen schauen konnten, wo
sie blieben.
Eines Tages machte sich Gravelius an eine Fremde heran, die in Bockenheim
logierte aber jeden Tag zu Fuß nach Frankfurt kam. Diese Fremde wies ihn ab und
er rächte sich, indem er sie, als sie am Abend des 09.Februar auf dem Heinweg nach
Bockenheim war, auf der Straße verhaften ließ und sie über Nacht zu den
Prostituierten ins Gefängnis sperrte.
Das hätte er lieber sein lassen! Diese Fremde, Frau von Weppler, war nämlich eine russische
Gräfin die sich inkognito hier aufhielt. Diese Gräfin informierte nun ihre
Gesandtschaft. Der russische Gesandte, der Spitzendiplomat und Minister Johann/Iwan
von Anstett forderte eine Entschuldigung, sowohl von Gravelius, als
auch von Bürgermeister Frankfurts. Der älter Bürgermeister entschuldigte sich
sofort aber Gravelius zeigte sich bockig. Direkt von der Jagd kommend, drang er
ein paar Tage darauf in das russische Konsulat ein und bahnte sich seinen Weg
bis ins Konsularzimmer. Dort gab ihm von Anstett Gravelius eine kräftige Ohrfeige und ließ ihn von
seinen Dienern die Treppe herunterwerfen, danach informierte er den Rat der
Stadt Frankfurt.
In stundenlanger Geheimsitzung saßen Frankfurts Senatoren nun zusammen und
als Ergebnis wurde der Polizeipräsident, Senator Wüstefeld, seines Amtes
enthoben und Gravelius der Stadt verwiesen. Gravelius ging nach Wiesbaden aber
seine Frau blieb hier und bekniete den russischen Diplomaten ihren Mann zu
begnadigen.
Gravelius durfte zurückkommen, arbeitete von jetzt an aber nicht mehr als
Polizeiaktuar, sondern als Polizeispitzel.
Besser gegangen ist es da dem stadtbekannten Kinder- und
Dienstmädchenschreck, dem Polizei-Pedell Johann Joseph Katzenmeyer
(1772-1857). Dieser starb mit 84 für damalige Verhältnisse sehr hoch betagt und
der Bürgermeister Frankfurts trank auf seiner Beerdigung auf sein Wohl.
Katzenmeyer hatte durch grobe Einschüchterungen viele Frankfurter dazu gebracht
Bagatellklagen vor Gericht wieder zurückzuziehen und noch Jahrzehnte nach seinem
Tod kann man das Wort "Katzenmeyertum" für
Einschüchterungen durch die Polizei in einer Frankfurter Zeitung finden.
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