Alexander Ruhe: Unterartikel zu: 225 Jahre Luftfahrt in Frankfurt. 1784 - Die aerostatischen Frauenzimmer der Gebrüder Enslen . Mai 2024

 

.Nachdem die Brüder Montgolfier 1783 einen ersten Ballon über Paris hatten aufsteigen lassen, war die Luftfahrt, die bemannte, als auch die unbemannte, in aller Munde und jeder wollte sie sehen.

Im Dezember 1783 hatte der Mechaniker Konrad Gütle, der eigentlich einer der deutschen Pioniere in Sachen Blitzableiter war, in Frankfurt einen ersten Ballon gefertigt, zur Herbstmesse 1784 kamen dann erstmals, und später öfters wieder, die Brüder Enslen aus Straßburg in die Stadt und präsentierten hier ihre spektatulären aerostatischen Figuren.

Vom Rahmhof aus, dem Exerziergelände der Frankfurter Soldaten, heute das Areal der Börse, ließen die Enslens ihre Wasserstoff gefüllten Ballone aufsteigen. Wer dabei in der ersten Reihe zuschauen wollte, zahlte einen Gulden (mehr als der Tagelohn eines Handwerkers). Gefertigt waren diese bunt bemalten Kunstwerke aus Goldschlägerhäutchen, der extrem dünnen Außenhaut von Rinderblinddarmen.

Der am 13.September 1784 über Frankfurt aufgestiegene Merkur (Pegasus) schaffte es bis Preungesheim, wo er von verängstigten Bauern mit Steinen vom Himmel geholt wurde. Das am 19.September gestartete aerostatische Frauenzimmer (in Lebensgröße) schaffte es bis Oberroth (ein Ort, den ich nicht zuordnen kann, aber wohl 30 Kilometer von Frankfurt entfernt, in südlicher oder süd-östlicher Richtung), wo um den Besitz der Frauenfigur ein Kampf entspang, bei dem ein Bäcker furchtbar mißhandelt wurde.

Nachdem die anfänglichen großen Hoffnungen auf die bemannte Luftfahrt, sich der mangelhaften Steuerbarkeit der Ballone wegen nicht erfüllt hatten, wurden sowohl aus der bemannten, als auch aus der unbemannten Ballonfahrt reine Schaustellerbetriebe, die auf den Märkten und Messen Deutschlands miteinander um die Zuschauergunst konkurrierten.

Carl Enslen trat noch die nächsten 15 Jahre mit seinen Figuren auf, unter anderem 1791 bei der Krönung des böhmischen Königs. Zu Reichtum ist er dann mit seinen Vorführungen in Russland gelangt.

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