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Frankfurt
Ein Artikel aus der Reihe: Frankfurter Zeitungs-Archäologie
Im Jahre 1900, die Automobilbegeisterung war in Deutschland noch ganz jung und französische Firmen dominierten den Markt, war es dem rührigen Treiben des gerade neu entstandenen Frankfurter Automobil Clubs (FAC) und besonders dessen ersten Vorsitzenden, Jean Babtist Müller-Herfurth, ( Herausgeber der Frankfurter Schmuddel- und Skandalzeitung, der Sonne, sowie Enfant terrible der Frankfurter Gesellschaft ), zu verdanken, dass nun, nach Berlin und Nürnberg, auch Frankfurt eine solche Ausstellung bekam.
Logo des Frankfurter Automobil Clubs
Die Ausstellung fand vom 14.Juli bis zum 12.August 1900 in der landwirtschaftlichen Halle statt (zwischen Ostend- und Sonnemannstraße). 13 deutsche Automobilhersteller (Liste) stellten ihre drei- und vierrädrigen Automobile, die meist noch an Kutschen erinnerten, aus.
Außerdem zeigten viele, meist lokale, Zulieferer so allerhand: explosionssichere Benzinkanister, Garagenzelte, elektrische Auto-Laternen, Automobilisten-Mode usw.
Maßstäbe für die weitere Automobilentwicklung setzte auf dieser Ausstellung das allererste Automobil der Adler-Werke hier aus Frankfurt. Zwar saßen beim "Vis à vis" Fahrer und Passagiere sich noch gegenüber, was die Sicht des Fahrers sicherlich beeinträchtigte, er verfügte nur über 3,25 PS und hatte keinen Rückwärtsgang, aber mit seinen technischen Neuerungen, war der Adler Nummer 1 Vorbild für später Auto-Generationen.
Einen der Höhepunkte der Ausstellung bildete das Blumen-Corso. 20-30 blumengeschmückte Autos (die meisten davon Modelle von Benz) fuhren von der Ausstellungshalle bis zum Forsthaus und zurück und die Frankfurter standen Spalier. Ganz vorne weg, auf Engelsflügeln und in den Frankfurter Farben: Müller-Herfurth samt Gemahlin.
Ein weiterer Höhepunkt war das erste
internationale Autorennen, dass in Deutschland stattfand. Gefahren wurde
auf der Rennbahn am Forsthaus. An diesem „Internationalen „ Rennen nahmen
allerdings fast nur deutsche Fahrer teil. Die höchste Geschwindigkeit bei
diesen Rennen betrug zwischen 16km/h für Tourendreiräder und 48 km/h für
Rennwagen.
Der, eigentlich ja technikbegeisterte, Kaiser
strafte die Ausstellung mit Missachtung. Obwohl er damals über Frankfurt nach
Bad Homburg fuhr, warf er keinen Blick auf die Autos, hatte er doch seine „diplomatischen
Beziehungen“ zu Frankfurt abgebrochen, als dieses, nach dem Kaiserbesuch
von 1896, die Hotelrechnung nicht zahlen wollte. Erst 1903 kam Wilhelm wieder
nach Frankfurt, und zwar mit einem Auto. Auch der persische Schah,
seines Zeichens damals schon Autobesitzer, war in der Stadt, sah sich hier auch
den Hauptbahnhof an, nicht aber die Ausstellungshalle. Schade, denn der
Hochadel war damals noch die Haupt-Käufer-Schicht für Autos (ein Autobesitzer
musste damals zwischen 3-5000 Mark im Jahr für Auto und Chauffeur ausgeben,
alleine ein Satz Reifen kostete schon 600 Mk. und ein gut verdienender
Angestellter verdiente 250 Mk. im Monat, ein Arbeiter wenn er sehr gut
verdiente, 100 Mk).
Der unglaublichen und bis dahin auch ungeahnten Popularität die Müller-Herfurth durch diese Ausstellung erfuhr, tat das aber keinen Abbruch. Im November 1900 trat er, ohne für eine Partei anzutreten, zu den Nachwahlen für die Frankfurter Stadtverordneten-Versammlung an und wurde mit einem Sensationsergebnis auch gewählt. Aber auch sein Stern verblasste, im Februar 1901 waren Heinrich Kleyer und mit ihm die Herren des Vorstandes der Adler-Werke in den FAC eingetreten und Müller-Herfurth wurde vom Vorstand zum Beisitzer und überwarf sich dann ganz mit dem Verein. Von nun an ließ er in seinen Zeitungen kein gutes Haar mehr an den Frankfurter Automobilisten.
Ich habe in diesem Artikel immer vom Auto geschrieben, 1901 aber lobte der deutsche Sprachverein einen Preis für die Eindeutschung des Begriffes "Automobil" aus. Den ersten Preis gewann das Wort "das Aut, die Aute" Abwandlungen waren "auteln" für autofahren und "Autler" für Autofahrer, hat sich aber anscheinend nicht durchgesetzt.
die germanische Sonnengöttin Sunna, deren Sonnenwagen üblicherweise von zwei Pferden gezogen und von einem Wolf gehetzt wurde, braucht die Viecher jetzt nicht mehr mehr, der Wagen fährt auch von alleine.
Die germanische Sunna spielt ganz gewiss auf die "Frankfurter Sonne" an, das Schmuddelblatt, deren Besitzer und Chefredakteur der Automobil-Club Vorsitzende Müller-Herfurth war.