Am 07.Mai 1915, der Erste Weltkrieg tobte bereits seit zehn Monaten in Europa, versenkte ein deutsches U-Boot den britischen Passagierdampfer Lusitania und fast 1.200 Menschen fanden den Tod. Die ganze Welt sah die Versenkung eines Passagierschiffes als ein abscheuliches Kriegsverbrechen an, oder - fast die ganze Welt - in Deutschland sah man das nämlich anders und das intelektuelle Deutschland verbog sich gute Gründe zu finden, warum das wohl doch kein Verbrechen gewesen sei und der Pfarrer der Frankfurter Paulskirche, Julius Werner bettete die Versenkung sogar als Notwendigkeit in die christliche Ethik ein.
Ein Deutscher der das aber anders sah, war der Frankfurter Bestseller-Autor Edward Stilgebauer. Schon 1914 war er ins Schweizer Exil gegangen und veröffentlichte in dortigen Exilanten-Zeitungen seine Ansichten über diesen Krieg und Deutschlands-Kriegsschuld. 1917 veröffentlichte er in der Schweiz einen Roman zum Thema: "Das Schiff des Todes" und 1918 in einem Sammelband noch ein Gedicht dazu: "Der alte Hai".
Am 31.Mai 1916, ein Jahr nach der Versenkung der Lusitania, ging es wieder ans Versenken, während der Skagerrakschlacht sanken gleich einige Schiffe und tausende von deutschen und britischen Seeleuten fanden den Tod. Dieses Ereignisses nahm sich der langjährige, mittlerweile schon pensionierte Frankfurter Theaterintendant Emil Claar in seinem 1917 in einer Frankfurt Zeitschift veröffentlichtem Gedicht: "Der Haifisch" an.
Welches der beiden Gedichte zuerst geschrieben wurde, weiß ich nicht. Sie sind aber in ihrer Diktion und Machart so ähnlich, dass sie sich sicherlich gegenseitig beeinflußt haben. Da Emil Claar während des Ersten Weltkrieges in Frankfurt eventuell keine Schweizer Exilzeitungen zu lesen bekam, Stilgebauer in der Schweiz aber möglicherweise eine Frankfurter Zeitschrift, ist es wahrscheinlicher, das Stilgebauer mit seinem Hai auf den von Claar reagierte.
Auch Claars Hai fängt recht kritisch und pazifistisch an, bekommt aber dann - anders als der Stilgebauer-Hai - noch mal die patriotische Kurve.
Nach Emil Claar wurde schon kurz nach seinem Tod 1930 eine Straße benannt, die die Nazis dann umbenannten, nach 1945 bekam sie dann wieder den Namen Emil-Claar-Straße. Nach dem Pazifisten Stilgebauer wurde in Frankfurt nie etwas benannt und er ist heute -fast - restlos vergessen.