Alexander Ruhe: 1861 - das Offenbacher Eismeer. November 2014

Ein Artikel aus der Reihe: Frankfurter Zeitungs-Archäologie

 

1861 war der zugefrorene Main ein Winterwunderland, im Januar hatte man erstmals einen Frankfurter Schlittschuhverein gegründet und mit hunderten von Teilnehmern nächtliche Fackelfahrten bis nach Höchst unternommen - aber dann !

 "Ein Naturschauspiel wunderbarer, ja unerhörter Art - man komme, sehe und staune" zog Massen von Frankfurtern Anfang Februar 1861 in die östliche Nachbarschaft ihrer Stadt. Am Morgen des 29.Januar war die feste Eisdecke des Mains gebrochen und die Eisschollen gerieten in Bewegung. An der Alten Brücke in Frankfurt staute sich das Eis aber wieder und bildete zwischen den Pfeilern einen gefrorenen Damm. Das nachkommende Wasser und auch das Eis stauten sich auf  Zwischen Rumpenheim und Bürgel brach sich der Main ein neues Bett und Massen von Wasser und nachströmendem Eis schoben sich auf breiter Fläche über Land. Das Eis drückte nach und schob sich mannshoch ineinander und bildete mitten im Rhein-Main-Gebiet eine Art Gletscher, zwischen Bürgel und der vor Offenbach liegenden Kuhmühle gab es kein Durchkommen mehr. Bei Bürgel wurde ein Haus zerquetscht und ein Mann kam ums Leben, als er versuchte eine Frau mit ihrem Kind zu retten. Für die Landbesitzer stellten diese Eismassen auf ihren Äckern, sechs Wochen vor der Aussaat, eine ökonomische Katastrophe dar - in diesem Jahr wuchs da nichts mehr, bis in den Frühsommer lag dort Eis und das Land musste, wegen der verrückten Flurgrenzsteine auch neu vermessen werden.

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