Am 13.Juli 1813 wurde Franz Adolf Werner in
Frankfurt als Sohn eines „auch für Frankfurter Verhältnisse“ reichen Kaufmannes
geboren. Früh schon zeigte sich bei ihm ein Talent für das Zeichnen, vor allem
aber für Sprachen, diese fielen ihm einfach nur so zu. Obwohl sich auch sein
Onkel, der Mainzer Domdechant Franz Werner (1770-1844) für ihn einsetzte,
verbot ihm sein strenger Vater, an der Universität seinen Neigungen
nachzugehen, sondern er zwang ihn, eine Kaufmanns-Lehre zu beginnen.
Neben der Lehre her hat er es aber geschafft, bis zu seinem 19. Lebensjahr
schon zwölf Sprachen zu erlernen, außerdem hervorragend Klavier und Geige
zu spielen und sehr gut zu zeichnen. Im Herbst 1832 finanzierte ihm sein Vater
dann doch einen Sprachaufenthalt in Paris, wo er sich auf die
orientalischen Sprachen stürzte. Innerhalb weniger Monate lernte er Türkisch,
Arabisch Persisch und Chinesisch. Schon 1833 wurde er von seinem Vater aber
zurück gerufen und als Volontär in ein Amsterdamer Handelshaus gegeben.
Hier lernte er Niederländisch, Schwedisch und Norwegisch. 1835 trat er in das
Frankfurter Geschäft seines Vaters ein. Noch im gleichen Jahr verlegte der
Vater das Geschäft nach Geisenheim, wo die beiden sich miteinander
überwarfen; er kehrte nach Frankfurt zurück und wurde hier im September Handlungsgehilfe
(ein deutlicher ökonomischer Abstieg, der seinen Vater noch zusätzlich
ärgerte). 1837 heiratete er und im Jahr darauf wurde er „Korrespondent“ eines
Geisenheimer Weingeschäfts, wo er sich mit seinen Eltern versöhnte. Sein Vater
lieh ihm Geld und er wurde 1840 eigenständiger Weinhändler in Mainz, wo
er mit seinen Eltern in einem Haus wohnte.
In diesen Jahren schrieb er Grammatiken für
mehrere Sprachen, er komponierte, er ließ sich , mit Hilfe des Mainzer
Regimentsmusikmeister Zuhlener, etliche Instrumente beibringen, er
vervollkommnete die Mechanismen verschiedener Instrumente, und er hätte
sich sicherlich noch weiter den schönen Künsten gewidmet, wenn dieses Treiben
seinem Vater nicht gründlich missfallen hätte. Ende 1846 kündigte der Vater
Adolf deshalb den Kredit und dieser musste – unter großen Verlusten – sein
Geschäft aufgeben.
Im März 1847 ging er mit seiner Familie nach Paris,
wo er Korrespondent des Hauses Rothschild wurde. Im Dezember 1847 starb dann
sein Vater, ohne dass die beiden sich versöhnt gehabt hätten. Adolf war der
letzte verbliebene von drei Söhnen. Ein Sohn war schon früh gestorben, ein
anderer 1847 in einen Irrenanstalt eingewiesen worden, Adolf war also der
einzig verbliebene Erbe, erhielt aber nichts. Der Vater hatte sein beachtliches
Vermögen der Mutter hinterlassen, mit der Auflage Adolf nach eigenem Ermessen
zu bedenken. Seine Mutter bedacht ihn nun gar nicht, um so mehr aber einen
jungen Mann, den sie kennengelernt hatte, er war faktisch enterbt. Von
Paris aus klagte Adolf nun gegen seine Mutter, aber erfolglos, denn, im Zuge
der Februarrevolution 1848 entließ das Haus Rothschild viele seiner
Handlungsgehilfen, auch Adolf, womit ihm das Geld für weitere Prozesse fehlte.
Im Mai 1848 machte er an der Universität in Gießen seinen Doktor
und er bewarb sich um eine Professur. Im September 48 wurde er dann Professor
für die deutsche und die englische Sprache in Alençon. Einer beginnenden Lungenkrankheit
wegen konnte er diese Stelle aber nicht antreten und seine Familie und er
verließen im Frühjahr 1849 Paris und gingen auf das Gut seines Schwiegervaters
in Friesenheim. 1850, halbwegs wieder hergestellt, trat er eine
Korrespondentenstelle im Frankfurter Geschäft von B.H. Goldschmidt an, wo er
bis zu seinem Tode am 26.September 1852 arbeitete. Er hinterließ 107
Hefte mit Grammatiken und linguistischen Sprachvergleichen zwischen über 30
Sprachen (40 sprach er, davon mehr als die Hälfte fließend), darunter
Isländisch, Mongolisch, Gotisch und Sanskrit, außerdem noch etliche
musiktheoretische und mathematische Betrachtungen, Bauanleitungen für
verbesserte Blasinstrumente, Kompositionen und Zeichnungen. Sein ehemaliger
Griechischlehrer, der Orientalist Theodor Befey hatte die
sprachwissenschaftlichen Hefte erhalten und ihre Veröffentlichung geplant, dazu
scheint es aber nie gekommen zu sein. Und der schon zu Lebzeiten weitgehend
unbekannte Adolf Werner geriet völlig in Vergessenheit.