Unterartikel zu: Alexander Ruhe: Zwei zu Unrecht
vergessene Frankfurter. Die Vertrauenswürdigkeit von Zeitzeugen.
Oktober 2020
Ein Artikel aus der Reihe:
Frankfurter Zeitungs-Archäologie
Das Beste, was einem Historiker passieren kann, ist Zeugenaussagen aus der
Zeit zu finden. Vorsichtig muss man allerdings mit Zeitzeugen sein.
Ich kenne das auch von mir selbst; woran ich mich im Rückblick von 20
Jahren erinnere, ist oft nicht dasselbe, an dass sich meine Frau oder meine
Freunde erinnern, oft widersprechen sich die Erinnerungen sogar. Bill Groenke
ist von Franz Neuland erst im Rückblick von 50 Jahren auf die Revolutionszeit in
Frankfurt befragt worden. Unter anderem war Franz Neuland auch an der
Siebenergruppe auf dem Bild unten interessiert, er wollte wissen, wer da
abgebildet ist. Handschriftlich fügte Groenke "Wilhelm Florin" zu dem Herrn in
der Mitte hinzu.
Wilhelm Florin (1894-1944) 1918 in Frankfurt, in Zusammenarbeit mit dem
Arbeiter- und Soldatenrat und den französischen Besatzungsbehörden (Franz
Neuland schrieb: ganz links
sitzt Stickelmann und ganz rechts Capitaine Pomarde, stimmt aber nicht; rechts sitzt ein amerikanischer Journalist),
das wäre schon eine kleine Sensation gewesen.
Florin war später eine Ikone der
DDR-Geschichtsschreibung, Stahlwerke und Straßen sind nach ihm benannt worden.
Der Zeitungsausschnitt von 1918 aber bezeichnet den Herren in der Mitte aber als
Charles Sherman, ebenfalls ein Amerikaner.
Das heißt jetzt nicht, dass Florin damals überhaupt nicht
in Frankfurt war. Wie aber das folgende Bild aus "Kürschners Deutscher Reichstag
1928" zeigt, eine gewisse Ähnlichkeit ist schon da, aber der Mann in Zivil ist
bestimmt nicht der um zehn Jahre jüngere Florin von diesem Bild.
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