Ein Artikel aus der Reihe: Frankfurter Zeitungs-Archäologie
Alle folgenden Artikel stammen aus Frankfurter Lokalzeitungen. Ich habe die Rechtschreibung weitgehend der heute üblichen angepasst, am Wortlaut und auch der ,zum Teil ungewöhnlichen, Zeichensetzung aber nichts verändert. Zeittypische Schreibweisen habe ich im Original belassen (so gibt es z.B. mindestens vier verschiedene Weisen "Heilig Geist Hospital" zu schreiben).
„Gestern
Nachmittag kurz nach 3 Uhr stürzte an dem im Bau begriffenen Hause Ecke Liebig-
und Wöhlerstraße (Wöhlerstraße 2) das Dachgesimse herab und zertrümmerte
nicht alleine das Gerüst, sondern traf auch einen dort beschäftigten Bildhauer
so unglücklich, dass er alsbald seinen Geist aufgab. Zur Abräumung wurde die
Feuerwehr requiriert.“
Der Steinmetz Herbert aus Schwanheim war von einer drei Meter herabstürzenden Gesimsplatte auf dem Gerüst stehend getroffen worden, die zwei seiner Kollegen gerade an der Straßenfront zur Liebigstraße setzen wollten und die ihnen aus der Hand glitt. Herberts Schädel und Brust waren zerquetscht worden und der Leichnam blieb auf dem Gerüst liegen. Um die Leiche zu bergen war die Feuerwehr gerufen worden, aber zuvor stürzte das Gerüst ein.
„Gestern
nachmittags stürzte in einem vierstöckigen Wohnhaus Neubau an der Scheidswaldstraße
23 ein mit dem Anschlagen der Fenster beschäftigter Schreinergehülfe mit
Namen Grätz von einer in dem noch unvollendeten Treppenhause befestigten,
senkrecht stehenden Leiter aus der Höhe des dritten Stockwerkes herab und
schlug mit furchtbarer Gewalt auf der Vorplatztreppe auf. Die Kinnlade war
gebrochen und die Zähne lagen im Hals, auch andere Verletzungen hat er sich
durch den Sturz zugezogen, besinnungslos wurde er vom Platz ins Hospital
verbracht. Trotzdem seine Kollegen nach allen Richtungen nach einem Arzt
suchten, war keiner aufzutreiben und so konnte dem Schwerverletzten am Platze
keine Hilfe geleistet werden. Der Verunglückte ist verheiratet, steht im Alter
von 38 Jahren und wohnt in der Herbartstraße.“
Am Tag darauf: „Der Schreinergehülfe Adam Grätz ist auf dem Weg ins Heiliggeist-Hospital mit Tod abgegangen. Er hat vier Kinder (das älteste 16 Jahre) und eine getrennt lebende Frau.“
„Der
Dachdecker Wilhelm Cammus, Schlachthausgasse wohnhaft, stieg am Montag
nachmittags im Neubau der Henninger’schen Brauerei von einem Dache auf
das daneben befindliche Mauergesims, um durch ein Dachfenster auf den Boden zu
gelangen. Hierbei trat Cammus auf die Kante der vorstehenden Steine, diese
brachen aus und der Mann stürzte acht Meter tief auf das darunter befindliche
Hallendach, schlug dasselbe durch und fiel nochmals drei Meter tief in einen
dort aufgestellten eisernen Wasserbehälter. Der Verunglückte musste wegen
schwerer Kopfverletzungen in das Heilig Geist Hospital verbracht werden, wo er
noch bewusstlos liegt. An seinem Aufkommen wird gezweifelt.“
„Auf der
Brauerei vormals Henninger und Söhne am Hainerweg, woselbst
soeben im Süd- [!] Hause durch eine Zementfabrik in Offenbach ein neues Treppenhaus erbaut wird, verunglückte
vorgestern morgens zwischen 7 und 8 Uhr ein bei Limburg gebürtiger,
unverheirateter, 41 Jahre alter Tagelöhner mit Namen Jakob Bender dadurch, dass
er, mit der Abschalung des Betongewölbes beschäftigt, auf dem Gerüst stehend
einen Fehltritt tat und kopfüber 12 Meter tief hinabstürzte. Der Bedauernswerte
schlug sich dabei den Hirnschädel ein und brach auch noch einen Arm und ein
Bein. Gleichwohl wurde er noch lebend vom Platze getragen, auf dem Transport
ins Heilig-Geist-Hospital ist er jedoch unterwegs verstorben.“
„Auf dem
Baltzer’schen Neubau, Ecke der Bornheimer Landstraße und Heidestraße, stürzte
gestern nachmittags ein zwischen dem ersten und zweiten Stock gelegener
Gurtenstein im ungefähren Gewicht von vier Zentnern herab und traf den unten an
der Aufzug-Maschine beschäftigten 18 Jahre alten Tagelöhner Strohdecker so
unglücklich, dass dem jungen Menschen, Sohn einer Musikantenweg 69 wohnhaften
Witwe, beide Beine zerschmettert wurden. Man verbrachte den Schwerverletzten in
besinnungslosem Zustande in ein Hospital, doch hatte der Bedauernswerte bereits
auf dem Weg dahin den Geist aufgegeben. Der schwere Stein, welcher noch nicht
genügend vermauert war, war durch ein über denselben gelegten Balken, an
welchem ein Gerüst befestigt werden sollte, in Bewegung gesetzt worden und
umgekippt.“
Nachtrag: Am 22. Juni standen zwei Maurer aus Windecken, 21 und 27 Jahre alt wegen Tatschlages an Strohdecker vor der Frankfurter Strafkammer. Der Gurtenstein war 60 cm breit gewesen und hatte mit 34 cm auf der Mauer gelegen und mit 26 cm übergehangen. er war gesichert mit einem Hebel und dieser mit Mauerklammern an der Mauer befestigt. Weil sie der Hebel bei der Arbeit störte, habe die beiden den Hebel entfernt. Die beiden wurden freigesprochen, da man ihnen kein direktes Verschulden nachweisen konnte.
„An dem
Neubau des Herrn Jungels am Oberweg waren gestern Nachmittag eine Anzahl
Maurer mit Versetzten schwerer Steine beschäftigt. Die zwei Maurer Adam Theis
und Roß aus Eichen bei Hanau standen unter dem zwischen dem zweiten und dritten
Stock angebrachten Walzgerüste auf einer Bohle, auf welcher sie auch mehrere
schwere Sandsteine niedergelegt hatten. In der Folge der dadurch
herbeigeführten Überladung brach die Bohle plötzlich in der Mitte entzwei und
beide Maurer stürzten kopfüber herab. Der eine, Theis, fiel auf das
gepflasterte Trottoir und zog sich einen Schädelbruch, einen Kieferbruch und
einen Beinbruch zu und wurde in besinnungslosen Zustand vom Platze getragen.
Der andere, Roß, fiel in den Vorgarten nachdem er im Sturze auf einem
Querbalken aufgeschlagen war und erlitt Verletzungen namentlich im Gesicht.
Beide Verunglückten sind verheiratet. Theis, Vater von vier Kindern, ist noch
gestern Nachmittag gestorben während Roß im Bürgerhospital Verbände angelegt
wurden wonach er nach seinem Heimatort abfuhr. Drei Leute, welche unten
standen, ein Parlier und zwei andere Männer retteten sich vor schwerer
Beschädigung durch einen raschen Sprung auf die Seite. Durch den Absturz des
Materials, namentlich der schweren Steine, wurde eine bereits eingesetzte
schwere Balkonplatte schwer beschädigt. Ebenso eine Anzahl zugerichteter
Steine, welche vor der Façade aufgestellt waren. Die Polizei erschien alsbald
auf der Unfallstätte und nahm die in Stücke gegangene Bohle in Verwahrung.“
„Auf einem
Neubau an der Ecke der Herderstraße und des Musikantenwegs fiel
vorgestern einem jungen, aus der Nähe von Cassel gebürtigen Maurer namens
Scherb, aus einer ansehnlichen Höhe ein
Russenstein auf den Kopf und schlug dem Arbeiter ein großes Loch hinein.
Der Verletzte musste die Arbeit niederlegen und wurde in sein Logis in der
Heiligkreuzgasse verbracht.“
„Im
Neubau der Frankfurter Bank an der Neuen Mainzerstraße stürzte gestern
Vormittag in zweiten Stock der Installationsgehilfe Helfmann aus Langen, als er
in einem Klosett die Zugkette befestigen wollte, durch Rutschen der Leiter
herab und erlitt dabei einen Bruch des rechten Oberschenkels und eine
Muskelzerrung. Der schwerverletzte, im 34. Lebensjahre stehende Arbeiter wurde
in das Bürgerhospital verbracht.“
„Ein
zweispänniger mit Ziegelsteinen beladener Wagen wollte gestern Vormittag vor
einem Neubau an der Ecke der Humboldstraße und Schwarzburgstraße
vorfahren. Dabei überschritten die Pferde eine tiefe Grube mit gelöschtem Kalk,
welche mit Grund überdeckt war. Beide Pferde stürzten in die Grube und es
kostete mehrstündige Arbeit, bis die Tiere wieder heraus geholt waren.“
„An einem
Neubau Eppsteinerstraße 27 stürzte gestern Vormittag beim Aufschlagen
des Baugerüstes der 19 Jahre alte Zimmermann Pauli aus Heldenbergen vom ersten
Stock herab und zog sich dabei solche Verletzungen zu, dass er in das
Bürgerhospital verbracht werden musste.“
Einen Tag später:
„Der vorgestern Vormittag an dem Neubau an der Eppsteinerstraße 27 verunglückte Zimmerbursche Georg Pauly von Heldenbergen, ist gestern früh im Bürgerhospital an den Folgen von inneren Verletzungen mit Tod abgegangen.“
„In der Lenaustraße
fiel vorgestern Nachmittag von einem Neubau dem unten stehenden 41 Jahre alten
Maurer Blum aus Veitsteinbach ein Russenstein auf den Kopf. Der Mann stürzte
bewusstlos zusammen und wurde in ein Hospital verbracht.“
In einem
Neubau an der Ecke der neuen Zeil und Porzellanhofstraße stürzte
vorgestern der verheiratete Maurer Breiter aus Vilbel, Vater von drei Kindern,
von einem Gerüst herab in den Keller und zog sich dadurch eine Verletzung im
Gesicht sowie innere Beschädigungen zu. Er wurde in das heilig Geisthospital
verbracht.“
„In der Eckenheimer Landstraße kam es gestern Nachmittag auf
einem Bauplatze zwischen Maurern und Fuhrknechten zu einer bedeutenden
Schlägerei, so dass die Polizei per
Telephon requiriert werden musste. Der in der Bergerstraße 263 wohnhafte
verheiratete Fuhrknecht Wittel wurde dabei schwer am Kopfe und im Rücken
verletzt. Nachdem ihm in der Nähe des Kampfplatzes Verbände bei einem Chirurgen
angelegt worden waren, wurde er in seine Wohnung verbracht.“
„Der 19
Jahre alte, in Egelsbach beheimatete Tagelöhner Heinrich Werkmann, wurde
vorgestern Nachmittag, als er in der Unterlindau an dem Thoma’schen
Neubau im ersten Stock am Aufzug beschäftigt war, durch zerreißen des Seils
durch einen herabfallenden, schweren Stein am Kopfe und rechtem Beine getroffen und erlitt an letzterem
einen Bruch des Oberschenkels. Man verbrachte den Verunglückten in das heilig
Geisthospital.“
„Der an
dem Dondorf’schen Fabrik-Neubau an der Bockenheimer Landstraße
beschäftigte 28 Jahre alte, unverheiratete Maurer Adam Seibel aus Niederneisen
bei Limburg, hatte gestern früh nach sechs Uhr kaum die Arbeit angetreten, als
er beim Legen eiserner Tragbalken im ersten Stocke in Folge eines Fehltrittes
in den Keller fiel. Im Sturze schlug Seibel mit dem Kopfe und der Brust zweimal
auf einen Träger und auf eine Holzdiele auf, welche letztere durch die Wucht
des Falles in der Mitte durchbrach. Dabei zog sich der Mann schwere
Verletzungen am Kopf und an der Brust
zu. Er wurde in das Bürgerhospital verbracht, woselbst er bis zum Nachmittag
noch nicht wieder zum Bewusstsein gekommen ist.“
„Wie dem
gestrigen Polizeibericht zu entnehmen ist, verunglückte am Dienstag mittags der
Grundarbeiter Simon Heil am Hauptbahnhof dadurch, dass ihm, während er
sich in gebückter Stellung in einem Graben befand, ein 30 bis 40 Pfund schwerer
Stein in den Rücken fiel. Der Mann wurde wegen schwerer Kontusion des
Rückgrates mittels Droschke nach dem städtischen Krankenhause verbracht.“
„Gestern
Nachmittag stürzte von einem Neubau au der Neuen Zeil der 24 Jahre alte
Maurer Jakob Henninger aus Altenhain vom Gerüste aus einer Höhe von 20 Meter in
den Hof herab. Er erlitt dabei einen Bruch das rechten Armes und eine schwere
Verletzung am Rückgrat. Mittels Krankenwagen wurde er nach dem heilig
Geisthospital verbracht.“
„Der
gestrige Polizeibericht teilt u.a. Folgendes mit: Der Tagelöhner Bastian Ritter
aus Dieburg, Kreis Langen, glitt im ersten Stock des Neubaues Kettenhofweg
59 aus und stürzte 8 Meter tief in den Keller. Er erlitt einen
Schädelbruch, sowie eine Verletzung des linken Armes und rechten Auges und
wurde sofort nach den heilig Geisthospital verbracht.“
„In dem
Rohbau an der Bockenheimer Landstraße 95 stürzte vorgestern Abend, nach
Schluss der Arbeit, der 50 Jahre alte, verheiratete, aus Erlenbach bei
Hammelburg gebürtige, in der Borngasse wohnhafte Zementarbeiter Johann Dittmer
durch die Öffnung des Kohlenaufzuges vom ersten Stock in den Keller auf einen
Haufen Backsteine und zog sich dabei derartige Verletzungen am Kopfe und innere
Verletzungen zu, dass für einige Zeit Besinnungslosigkeit eintrat. Man
verbrachte den Verunglückten vermittels Tragekorbs in das Bürgerhospital.“
„In der elektrischen
Ausstellung stürzte gestern Vormittag kurz vor Mittag der Zimmergeselle Friedrich
Holler aus Homburg v.d.H. bei einer Ergänzungsarbeit an den Glühlämpchen auf
der Kuppel der großen Maschinenhalle herab auf die Galerie. Er wurde von einem
Mitglied der freiwilligen Rettungsgesellschaft und einem Feuerwehrmann herunter
geholt und auf die Rettungsstation verbracht; der Arzt konnte jedoch nur den
bereits eingetretenen Tod feststellen. Der Verunglückte, ein noch junger Mann,
war verheiratet und Vater von drei Kindern.“
„Auf dem alten
Markt ging gestern Vormittag der vor ein Milchführwerk gespannte Esel, dem
es langweilig war, auf die Rückkehr
seines Eigentümers zu warten, durch und riß dabei die Stange eines
Weißbindergerüstes um. Ein Weißbindergehilfe, der auf dem Gerüst arbeitete,
konnte sich nur durch Anklammern an eine Stange vor dem Absturz retten.“
„In dem
Neubau Wiesenau 40 fiel gestern Vormittag ein schwerer Fenstersturzstein
aus der Höhe des zweiten Stockwerks herab und traf den unten stehenden, ledigen,
bei seiner Mutter, einer Gemüsehändlerin wohnhaften Maurer Fendt derart, dass
derselbe bewusstlos zusammenbrach und ins Bürgerhospital verbracht werden
musste. Äußere Verletzungen wurden bei Fendt nicht bemerkt, wahrscheinlich hat
er jedoch innere Beschädigungen davongetragen.“
„Auf einem
Hintergebäude an der Ecke des Untermainkais und der Windmühlstraße,
stürzte am Dienstag vormittags der Maurer Phillipp Weber, 47 Jahre alt, aus
Obererlenbach, als er mit dem Verputz einer Mauer beschäftigt war, von dem
Weißbindergerüste in der Höhe von 5 Metern herab in den Garten. Er zog sich
dabei kaum nennenswerte äußere Verletzungen zu, behielt seine Besinnung und
beantwortete alle Fragen, die man an ihn richtete. Nach und nach wurde dem
Manne jedoch übel; man ließ ihn in das hl. Geisthospital befördern, woselbst er
noch am selben Tage, mittags 2 Uhr in Folge innerer Verletzungen seinen Geist
aufgab. Der Verunglückte hinterlässt Frau und 6 Kinder.“
Strafkammersitzung
vom 19.September. „Ein hiesiger Zimmermann war am 21.März d.J. von der
Strafkammer wegen fahrlässiger Körperverletzung mit 20 Mark bestraft worden.“
Er hatte Revision eingelegt, da sein Anwalt damals ‚aus Versehen’ nicht
anwesend gewesen war. „Es handelt sich um einen Anfang November v.J. bei einem
Neubau in der Lersnerstraße hier passierten Unfall. Der Angeklagte war
mit 5 Arbeitern beschäftigt, 2 Balken an dem Bau hinaufzuziehen. Ihm war die
Leitung der Arbeit übertragen worden, obwohl er nicht als eigentlicher Parlier
fungierte. Während 2 Arbeiter auf dem Gerüste standen, war der Angeklagte mit
drei anderen unten tätig in dem sie mittels Flaschenzuges die zirka 4 Meter
langen Balken hinaufzogen. Angeklagter hielt das Leitseil, verließ seinen Posten
aber, als die Balken die Höhe des ersten Stockes erreicht hatten und half den
anderen ziehen. Gleich darauf machten die Balken in Folge Drehung des an der
unteren Rolle des Flaschenzuges mit emporfolgenden Hakens eine Schwenkung und
stieß gegen eine lose liegende Bohle des Gerüstes, auf welcher die beiden
Arbeiter standen, die in Folge dessen herabstürzten. Einer von ihnen erhielt
schwere Verletzungen und musste 20 Wochen im Spital zubringen. Der Andere wurde
nur leicht verletzt.“ Freispruch, da dieses Verfahren das allgemein übliche
sei.
„Der 16
Jahre alte Maurerlehrling Möller stürzte gestern Nachmittag aus dem ersten
Stock des Neubaues Reuterweg 32 in Folge eines Fehltritts herunter und
zog sich außer einer Kontusion an der Stirne schwere innere Verletzungen zu. Er
wurde nach dem Bürgerhospital verbracht.“
„ in einem
Neubau an der Karlstasse stürzte gestern Vormittag der 18 Jahre alte
Maurerlehrling Anton Ochs aus Vilbel, als er auf dem Gebälke des vierten
Stockwerkes ein Brett abschneiden wollte, infolge eines Fehltrittes herab bis
in den ersten Stock und erlitt dabei eine starke Verletzung des Hinterkopfes
sowie eine Rückenmarkserschütterung. Er wurde besinnungslos aufgehoben und nach
dem Bürgerhospital verbracht. Bis zum Nachmittag war bei dem lebensgefährlich
verletzten jungen Menschen das Bewusstsein noch nicht zurückgekehrt.“
„Der
Tagelöhner Wilhelm Buxmeier aus Dreieichenhain stürzte am 15. ds. Mts. Auf dem
Neubau Peterweilerstraße 14 aus dem ersten Stock in den Keller und
erlitt eine Kopfwunde und einen Gelenkbruch am rechten Arm.“
„In dem
neuen Anbau der Stadtbibliothek stürzte gestern der 19 Jahre alte Maurer
Philipp Schaffner aus Mörfelden vom Parterrestock in den Keller und erlitt
dadurch einen doppelten Schenkelbruch, sowie Verletzungen an den Händen und am
Kopf. Der Verunglückte wurde mittelst Tragekorbes in das hl.
Geist-Hospital verbracht,
„Auf
dem Platze der elektrotechnischen Ausstellung wurde gestern kurz vor Mittag
ein bei dem Abbruch eines Schornsteins an einer Windebeschäftigter,
verheirateter Arbeiter dadurch erheblich verletzt, , dass ein Teil des
Schornsteins nach der entgegengesetzten Richtung umfiel. Der betreffende
Arbeiter, der nicht, wie die anderen dabei beschäftigten Leute, zurückgewichen
war, wurde im Gesichte und am Leibe getroffen. Nachdem ihm auf der Hilfsstation
Verbände angelegt worden (), wurde er in das hl.Geisthospital verbracht.“ Zwei
Tage später untersagt das Polizeipräsidium das Abreisen der Schornsteine auf
dem Ausstellungsgelände, sie müssen jetzt vorsichtig abgebrochen werden.
„Die freiwillige Rettungsgesellschaft hat gestern die Räume im alten Main-Neckar-Bahnhof bezogen, um bei etwaigen Unfällen, die sich während der bevorstehenden 45 Neubauten auf dem freien Terrain vor dem Hauptbahnhof zutragen sollten, sofort zur Stelle zu sein.“
„Am Montag
nachmittags löste sich im Hauptbahnhofe {vier Jahre nach seinem Bau
d.A.], in der Nähe des Postschalters, ein ca. 4 Kilo schwerer Stein aus der
Verzierung des Bogens südlich der mittleren Uhr ab und fiel 2-3 Schritte vor
einer Frau auf den Querperron.“ (Perron = Bahnsteig)
„Bei dem
Abbruch der von der Stadt angekauften Häuser Fahrgasse 35 und 37 verunglückte
gestern früh zwei Arbeiter dadurch, dass, während sie in dem bis zum ersten
Stock niedergelegten Hause ebener Erde beschäftigt waren, ein Stock der Decke
durchbrach. Der eine Arbeiter erlitt nur leichte Verletzungen, während der
andere, der 16 Jahre alte Georg Diehl aus Langen starke Quetschungen und auch
innere Verletzungen davon trug. Der Letztere wurde mittelst Wagens in
das hl.Geist-Hospital verbracht.“
„Am
Mittwoch Nachmittag war dem Taglöhner Phillipp Jöckel am Neubau Niddastraße
45 damit beschäftigt, Geld von den Arbeitern für Esswaren einzusammeln. Er
trat hierbei im ersten Stock fehl, stürzte in das Parterre hinunter und erlitt
eine Quetschung des Rückens.“
„Dem
Tapezierer Röhr fiel am Sonntag beim Passieren der Kettenstraße [Neue
Rothofstraße] ein Ziegelstein, der sich
im Hause Nr. 9 gelöst hatte, auf den Kopf welcher den Hut durchschlug
und eine klaffende Wunde verursachte.“
„Auf den
Steinmetzplatz der Herren Gebrüder Holzmann in der Obermainstraße waren
gestern früh mehrere Arbeiter mit dem Wenden eines ca. 8 Zentner schweren Steins
beschäftigt. Plötzlich geriet der Stein aus dem Gleichgewicht und fiel um. Fünf
Arbeiter sprangen auf die Seite und retteten sich dadurch vor einem schweren
Unfall. Der Steinmetz Balthasar Haun jedoch stürzte hin, der Steinkoloss fiel
auf ihn und drückte ihm die Brust ein, so dass er alsbald verstarb. Der
Verunglückte war 34 Jahre alt, verheiratet und in Ober-Bessenbach bei
Aschaffenburg beheimatet. Er hinterlässt 5 Kinder.“
„Der 37
Jahre alte Weißbindermeister Simon in Bornheim war gestern vormittags damit
beschäftigt, in Gemeinschaft mit seinem Sohne von dem Hause Heidestraße 60,
welches einen Neuanstrich erhalten hatte, das Gerüst abzubrechen. Der Vater
stand in der Höhe es zweiten Stockes, der Sohn im ersten Stock, als plötzlich
ein Hauptseil, mit welchem das Gerüst am Hause befestigt war, entzweiriss und
das ganze Gerüst zusammenbrach. Simon Vater hielt sich am Gesimsstein eines
blinden Fensters fest und schwebte so in der Luft; er musste aber, da ihm in
der kurzen Zeit weder eine Stange, noch eine Leiter gereicht werden konnte, den
Sprung rücklings vom zweiten Stock auf die Straße wagen. Der Mann hat sich
dabei keine äußeren Beschädigungen zugezogen, ob innerliche, konnte noch nicht
mit Bestimmtheit festgestellt werden. Er liegt krank zu Bette. Der Sohn hatte
sich auf den Zuruf seines Vaters auf eine Mauergurte geflüchtet, von welcher
aus ihm möglich war, sich an einem Fensterstein so lange mit den Händen
festzuklammern, bis eine Leiter herbeigeholt war.“
„Der 16
Jahre alte Tagelöhner Junge aus Egelsbach der gestern Nachmittag an einem
Neubau in der Gutleutstraße mit dem Aufziehen von Mörtel beschäftigt
war, verunglückte dadurch, dass ihm ein Brett von einem höher gelegenen
Stockwerke ins Gesicht fiel und ihm das Nasenbein zerschmetterte. Nach Anlegen
eines Verbandes seitens der freiwilligen Rettungsgesellschaft fuhr der
Verletzte nach Hause.“
„In einem
Neubau am Rossmarkt stürzte gestern Vormittag der in der Steingasse
wohnhafte 28 Jahre alte Spengler Friedrich Fendel aus Weckersheim aus dem
dritten Stock in das Erdgeschoss. Er zog sich dabei solch’ schwere äußere und
innere Verletzungen zu, dass er mittels Droschke in das heilig Geisthospital
verbracht werden musste.“
„In einem
Neubau in der Niddastraße stürzte gestern Vormittag der Maurer Johann
Reinhardt aus Großzimmern aus dem ersten Stock in den Keller. Er brach dabei
den rechten Oberarm und trug außerdem mehrere Kopfwunden davon. Nachdem ihm von
einem Heilgehilfen der freiwilligen Rettungsgesellschaft ein Notverband
angelegt worden war, beförderte man ihn in seine Heimat.“
„Der etwa
22 Jahre alte Gehilfe eines Installateurs in Bockenheim fiel gestern bei
Reparaturarbeiten an dem Gasrohre eines Friseurladens der Eschersheimer
Landstraße mit der Leiter, welche auf den glatten Fußboden abrutschte,
durch die große Erkerscheibe, zerschlug diese in Stücke und verletzte sich an
Kopf, Armen, Brust und Beinen derart, dass er einem Hospital überwiesen wurde.“
„Der in
den Vereinigten Brauereien Darmstädter Landstraße 210 mit Reparatur
eines Bretterschachtes beschäftigte Zimmergeselle Valentin Pullmann aus
Groß-Zimmern fiel am Mittwoch nachmittags in Folge Ausrutschens der Leiter 1½
Stockwerke tief in den Schacht hinab. Er erlitt dabei einen Rippenbruch, sowie
innere Verletzungen und musste in die Dr. Bockenheimer’sche Klinik verbracht
werden.“
„Am
Sonntag nachmittags fiel von einem Neubau an der Bahnstraße {heute Düsseldorfer
Str.} dem dort beschäftigten Maurer Heinrich Schuster ein Stein auf den
rechten Oberarm, welcher dadurch zerschmettert wurde. Der Verunglückte wurde
zunächst nach der Sanitätswache auf dem alten Main-Weser-Bahnhof verbracht, wo
man ihm einen Notverband anlegte, und dann in seine Heimat beförderte.“
„Aus dem
dritten Stock eines Neubaus in der Mainzer Landstraße fiel gestern
Nachmittag ein schwerer Balken dem unten stehenden, 18 Jahre alten Zimmerlehrling
H. Heinrich aus Niederwöllstadt auf den Kopf. Der Verunglückte, welcher dadurch
einen Schädelbruch erlitt, wurde in das städtische Krankenhaus gefahren.“
„Der
in der Karbengasse 2 wohnhafte, verheiratete Dachdecker Cröter, Vater von zwei
Kindern, stürzte gestern Nachmittag vom dritten Stockwerke des Neubaues Schwarzburgstraße
68 in dessen Innen sich nur durchquerende eiserne Träger befinden, bis ins
Erdgeschoss. Er trug schwere innere und äußere Verletzungen davon und wurde in
das hl. Geisthospital verbracht.“
„Von
einem Neubau in der Cronbergerstraße fiel am Samstag abends einem in der
Elisabethenstraße wohnenden Dachdecker ein Russenstein auf den Kopf. Der Mann
brach bewusstlos zusammen, wurde zunächst auf die Sanitätswache im alten
Main-Neckar Bahnhof und dann in das städtische Krankenhaus verbracht.“
„Beim
Neubau des Café Neuf [Biebergasse 8] kam gestern Mittag ein Haufen
Backsteine ins Rutschen und überschüttete den Unterkörper des 32 Jahre alten,
verheirateten Maurers Gustav Ludwig aus aus Beuerbach. Der p. Ludwig erlitt
dadurch Quetschungen des Unterleibs, einen Bruch des linken Unterschenkels und
Abschürfungen an der linken Hand.. Der Verletzte wurde ins Bürgerhospital
überwiesen.“
„Gestern
Nachmittag verunglückte auf dem Garküchenplatz der mit Einführung der
Wasserleitung in die Wirtschaft „zum Roseneck“ beschäftigte, in der
Weißadlergasse wohnhafte Spenglermeister L. Hauck dadurch, dass er beim
Hinabspringen in die Grube mit dem Unterleib auf die Spitze der Schlüsselstange
fiel, die tief in den Leib eindrang. Der Schwerverletzte wurde dann mittels
Droschke in seine Wohnung und dann, auf Anordnung des Arztes in das hl. Geist
Hospital befördert.“
„Der
Fuhrknecht Malkomes von Bockenheim rutschte gestern Vormittag an einem Neubau
der Niddastraße beim Abladen von Erde vom Erdgeschoss aus in den Keller
und zog sich dabei eine Rückenmarkserschütterung sowie eine Verletzung am Kopfe
zu.“
„In
einem Neubau an der Niddastraße fiel gestern Nachmittag dem
Maurerlehrling Kraft eine eiserne Klammer auf den Kopf. Der Getroffene brach zusammen
und trug eine Schädelverletzung davon. Nach einem Notverband seitens der
Sanitätswache der freiwilligen Rettungsgesellschaft wurde der Verletzte nach
seiner Heimat befördert.“
„An
einem Neubau in der Obermainstraße fiel gestern gegen Mittag dem 16
Jahre alte Maurerlehrling Johann Eberhardt von Neuenhain vom dritten Stockwerk
ein Russenstein auf den Kopf. Der getroffene Junge stürzte besinnungslos
zusammen und wurde in diesem Zustand in das hl. Geisthospital verbracht.“
„An
dem vierstöckigen Neubau an der Mainzer Landstraße 177, auf welchem die
Zimmerleute eben den Hebebaum auf dem Dache aufgesteckt haben, stürzte gestern
Vormittag der Maurer Heinrich Kirscher, geboren in Dörnigheim, vom obersten Stockwerk
herab und blieb auf der Stelle tot. Der Verunglückte stand im 38. Lebensjahr
und hinterließ eine Frau und ein Kind.“
„Gestern
Vormittag stürzte auf dem vierstöckigen Neubau des Maurermeisters Balzer an der
Ecke der Luisenstraße und der Schleiermacherstraße dessen
Sohn, ein 15 Jahre alter Zimmermannslehrling, vom Gebälke des dritten
Stockwerks durchs Fenster in den Vorgarten und fiel auf einen Haufen
Russensteine. Die Verletzungen, die sich der junge Mensch am Kopfe usw. zuzog
waren derart, dass er sofort das Bewusstsein verlor und nach kurzer Zeit den
Geist aufgab. Sein Vater, der eben erst den Bauplatz verlassen hatte, [hatte]
vorher alle Arbeiter zur Vorsicht ermahnt.“
„Auf
der Untermainbrücke wird soeben das Steinpflaster aufgebrochen. Um die
durch Zement verbundenen einzelnen Steine zu lockern, müssen starke Eisenmeisel
in den Zement hineingetrieben werden, wobei ein Arbeiter den Meisel hält
während ein anderer mit kräftigem Hammer zuschlägt. Gestern Mittag wurde nun
einem Arbeiter aus Sprendlingen, der einen Meisel hielt, von einem anderen mit
einem Hammer auf die Hand geschlagen, so dass der Daumen abflog. Der
Schwerverletzte wurde in eine Klinik verbracht.“
„Einem
an einem Neubau an der Niddastraße beschäftigten jungen Arbeiter aus
Oberursel spritzte vor einigen Tagen Kalk in die Augen. Trotz sofortiger
ärztlicher Hilfe konnte er vor der vollständigen Erblindung nicht gerettet
werden.“
„In einem Neubau der Blücherstraße [heute Stuttgarter
Straße] fiel gestern Vormittag dem etwa 30 Jahre alten Taglöhner Jakob
Fries beim Aufziehen eines Zubers mit Speis ein Teil des Inhaltes in das rechte
Auge, welches infolge dessen wahrscheinlich für immer verloren ist. Der
Verletzte wurde zunächjst in die Sanitätswache im alten Main-Neckar-Bahnhof und
dann in eine Augenklinik verbracht.“
„Dem
Maurer Johannes Kohn fiel gestern früh in einem Neubau der Weserstraße eine
Diele auf den Kopf. Der am Hinterkopf schwer Verletzte musste ärztliche Hilfe
in Anspruch nehmen.“
„Der
Maurer Nikolaus Krapp stürzte gestern Vormittag in einem Rohbau in der
Scharnhorststraße [heute: Baseler Straße] von der Leiter, zog sich
schwere Verletzungen im Gesicht und an den Nieren zu und wurde arbeitsunfähig.“
„Der
Maurer Christoph Dröll aus Langen verunglückte gestern Mittag an einem Neubau
der Mainzer Landstraße dadurch, dass ihm beim Abladen von eisernen
Trägern einer derselben wider das linke Bein fiel und den Unterschenkel
zerschmetterte. Nach Anlegen eines Notverbandes seitens der Sanitätswache wurde
der Verletzte in seine Heimat beförderet.“
„An
dem Neubau Ecke Karl- und Niddastraße fiel gestern Vormittag dem 20
Jahre alten Maurer Philliph Schrot aus Egelsbach eine mehrere Zentner schwere
steinerne Balkonplatte beim Umlegen derselben auf das linke Bein und
zerquetschte das Knie. Der Schwerverletzte wurde nach Anlage eines Verbandes
seitens der Sanitätswache mittels Droschke nach seiner Heimat befördert.“
„Gegenwärtig
Wurden unterhalb der Wilhelmsbrücke [ heute Friedensbrücke] im Main
Steinsprengungen vorgenommen. Bei einer Solchen wurde am Freitag Nachmittag um
4 Uhr einer der dort beschäftigten Arbeiter von einem Stein am Kopf getroffen
und schwer verletzt, so dass er besinnungslos in den Bagger fiel. Er wurde in
das städtische Krankenhaus gebracht.“
Diese Meldung wurde später vom Militär, das diese
Sprengungen durchgeführt hatte, dementiert.
„In
der Hermannsstraße fiel gestern, Sonntag, ein Dachdecker vom Dach und brach
Arme und Beine. Trotz erhaltener Warnung hatte er sich ohne Beobachtung der
nötigen Vorsichtsmaßregeln an eine gefährliche Stelle des Daches begeben.“
Der Mann ist am 13.Januar gestorben.
„Einem
in den Rohbau an der Niddastraße, Ecke der Karlstraße, die
Spenglerarbeiten liefernden Meister wurden in der letzten Zeit vielfach Regenrohre
gestohlen. Man passte deshalb auf den Dieb auf und ertappte ihn auch Mitwochs
abends auf frischer Tat. Er lief davon und kam bis zur Galluswarte. Dort drehte
er sich um und drohte mit einem gezogenen Messer, seinen Verfolger, einen
Spenglergesellen, niederzustechen, wenn er ihn anfasse. Der Spenglergeselle
ließ den ihm bekannten Dieb, einen 37 Jahre alten Maurer aus Egelsbach, laufen
und kehrte um.“
„Gestern
Vormittag stürzte von dem Dache eines dreistöckigen Rohbaues in der Holzhausenstraße
ein 24 Jahre alter Dachdeckergehilfe aus Cronberg auf die Straße. Der
Verunglückte erlitt äußerlich nur geringe Hautabschürfungen an der Hüfte, trug
aber innere Verletzungen davon, die seine Verbringung in das Bürgerhospital
erforderlich machten.“
„Zum
weiteren Aufbau des Gerüstes am Rohbau des Hauses in der Yorckstraße 13 [heute:
Pforzheimer Straße 13] wurde gestern Nachmittag ein 4 Meter langer und
15 Zentimeter dicker Querbalken mittels Seiles in die Höhe gezogen. Unterwegs
glitt er infolge seiner und des Seiles Nässe aus der Schlinge, fiel senkrecht
zu Boden und traf den 16 Jahre alten Maurerlehrling Konrad Herzberger aus
Mörfelden, welcher im Hofraume in gebückter Stellung gerade Mörtel in einen
Eimer schöpfte, mit der scharfen Kante ins Genick, so dass die Wirbelsäule
zerschmettert wurde. Der Tod trat sofort ein.“
Gestern
Vormitag fiel im Frankensteiner Hof dem dort beschäftigten Maurer Buß,
in der Höhenstraße wohnhaft, ein Stein von der Brandmauer auf den Kopf. Buß
brach bewusstlos zusammen und wurde zu einem in der Paradiesgasse wohnenden
Chirurgen verbracht, welcher die etwa 2 Zentimeter lange Wunde zunähte.“
„An
der ungefähr 800 Quadratmeter großen Häuser-Abbrechstelle auf der
Allerheiligengasse [heute Allerheiligenstraße / Ecke Stoltzestraße]
wurde gestern Vormittag der 20 Jahre alte Tagelöhner Friedrich Ehrlich aus
Habigsthal im Spessart bei dem Einreißen eines an die Judenmauer anstoßenden
Keller-Gewölbes von dem herabstürzenden Reste desselben verschüttet und in
gebückter Stellung – der Kopf befand sich zwischen den Füssen – mit gebrochenen
Beinen sowie zerschmettertem Genick und Rückgrat als Leiche unter den etwa 80
Zentner schweren Sandsteinmassen herausgearbeitet. Ehrlich hatte die aus der Höhe von 2 Metern
herabfallenden Steine von der Stelle wegzutragen. Der Arbeiter, welcher das
Gewölbe zertrümmerte, kam beim Absturz des Gewölbes durch einen Sprung zur
Seite glücklich davon.“
„Bei
den Reparaturarbeiten am Hause Grüneburgweg Nr. 32 wollte gestern
Vormittag der 15 Jahre alte Spenglerlehrling Martin Kleber, dessen Vater
Schneidermeister ist und in der Neugasse wohnt, auf der Leiter, welche an dem
Hause seitlich eines Weißbindergerüstes schräg angebracht ist, vom dritten
Stockwerke aus, wo er nebst zwei Gehilfen arbeitet, hinuntersteigen. Dabei fiel
ihm die Mütze vom Kopfe, er wollte danach greifen, verlor das Gleichgewicht,
stürzte hinunter und blieb regungslos auf dem Kiesboden liegen. Nach dem Spital
gebracht, verstarb er nach einer Stunde. Es wurde ein Schädelbruch
konstatiert.“
„Gestern,
am Freitag, früh sollte am Neubau der Peterschule [heute: Friedrich-Stoltze-Schule
Seilerstraße] ein Eckstein in die Höhe gezogen werden. Als der Stein eine
Höhe von 8 Meter erreicht hatte, platzte das Seil des Flaschenzuges, wodurch
der Stein herunterfiel. Der Steinmetz Dahmer aus Vilbel, welcher von dem
Zugseil 3-4 Meter mit in die Höhe gezogen wurde, stürzte herab und erlitt außer
inneren Verletzungen eine klaffende Kopfwunde, welche seine Aufnahme im
Bürgerhospital erforderlich machte.
„Bei
den Fundamentarbeiten des Rohbaues in der Schweizerstraße Nr. 54 büßte
der 45 Jahre alte, in Niederrad wohnhafte Taglöhner Josef Ziga am Dienstag
Abend um 11 Uhr sein Leben ein. Um Kalk zur Mischung von Mörtel für den
nächsten Tag zu erhalten, wurden Überstunden gemacht, von mehreren Arbeitern
Rohkalk in eine dort befindliche Grube gefahren und gelöscht. Bei dieser
Gelegenheit stürzte Ziga von der etwa 3 Meter hohen Holzpritsche mit dem
Schiebkarren in die Kalkgrube, wo er infolge der aufsteigenden Dämpfe sofort
erstickte. Ein herbeigeeilter Arzt konnte nur den Tod konstatieren. Der
Verstorbene hinterlässt eine Frau mit 2 Kindern.“
„In
dem Rohbau des Grundstückes Allerheiligenstraße 63, vor welchem die
Mauern des Parterrestockes aufgeführt sind, fiel am Donnerstag nachmittags ein
Sockelstein aus der Höhe von etwa 4 Metern herab und traf den 43 Jahre alten
Maurer Johannes Muth aus Dreieichenhain, ein Vater von 9 Kindern, am Kopf über
dem Stirnbein. Die Folge hiervon war ein Schädelbruch, welchem der Verletzte am
Freitag morgens im hl. Geisthospital erlegen ist.“
Durch Pfusch am Bau stürzte am 22. Dez. 1894 der Rohbau des Hauses Dreieich-
straße / Ecke Seehofstraße ein und riss über 20 Arbeiter mit sich, vier starben (Teilweise
sofort, teilweise nach langen Qualen und querschnittsgelähmt) und 13 mussten, zum Teil
monatelang, ins Krankenhaus.